Der Kalifornische Blütenthrips

Der Kalifornische Blütenthrips – Ein neuartiger Schädling an den Clematis

Clematisfliege Fraßschäden an den Blüten
Vor zwei Jahren beobachtete ich zum ersten Mal bewusst die angefressenen Blüten meiner Clematis

Vor einigen Jahren stellte ich bei meinen Clematis ein Schadbild fest, das ich so bislang noch nicht kannte. Entweder öffneten sich die Blüten gar nicht oder sie sahen von Anfang an angefressen aus. Ich konnte mir das nicht erklären, bis ich von der ominösen Clematisfliege hörte.

Offensichtlich handelte es sich um einen neuartigen Schädling, der vor allem Clematis viticella befallen soll. Der Ausdruck „Clematisfliege“ war eher eine Verlegenheitslösung. Denn man wusste nicht genau, um welchen Schädling es sich handelte. Schnell war jedoch klar, dass der Schädling im Inneren der Knospe sitzt. Er schädigt sie in einem frühzeitigen Stadium, so dass sie gar nicht aufgehen oder nur verkrüppelt.

Bislang kaum gesicherte Informationen

Ich habe das Gefühl, dass dieses Thema vielen Hobbygärtnern auf den Nägeln brennt. Zur Zeit erreichen mich unzählige Anfragen zu diesem Thema. Anscheinend beschäftigt das Thema nicht nur mich, sondern viele andere auch. Deshalb habe ich mich entschlossen, hier meine Erfahrungen weiterzugeben. Aber wie gesagt, es sind meine eigenen Beobachtungen. Natürlich kann ich nicht zusichern, dass dies einer wissenschaftlichen Analyse standhält.

Kalifornischer Blütenthrips oder Frankliniella occidentalis. Ist die Fliege vielleicht ein Thrips?

Die Anzeichen erhärten sich, dass es sich bei dem Schädling um den Kalifornischen Blütenthrips (Frankliniella occidentalis, Western Flower Thrips) handelt. Es ist eine invasive Art aus dem Westen der USA, die durch den weltweiten Handel seit den 1980er Jahren verbreitet wurde.

Warum ist der Kalifornische Blütenthrips so gefürchtet?

Er gilt als besonders gefährlich, weil er polyphag ist. Salopp gesagt: ihm schmeckt fast alles. Neben Clematis mag er beispielswiese Rosen, Alpenveilchen, Gurken, Äpfel, Orchideen, Erdbeeren und vieles mehr. Man sieht, er ist wirklich nicht wählerisch. In meinem Garten habe ich insbesondere Schäden an den Knospen von Rosen, Lilien und Hemerocallis, bei denen ich ebenfalls den Blütenthrips als Schädling vermute.

Die Bekämpfung gestaltet sich schwierig. Der Thrips ist sehr klein und unscheinbar. Zudem sitzt er oft noch versteckt in den Blüten und wird dadurch erst spät entdeckt. Der Winzling kann durch andere Pflanzen, Verpackungen oder an der Kleidung haftend eingeschleppt werden. Selbst durch den Wind wird er verweht.

Bei zusagenden warmen Temperaturen vermehrt er sich sehr rasant.

Gefürchtet ist er außerdem, weil er Viruskrankheiten übertragen kann. Ob dies auch bei Clematis der Fall ist, kann ich noch nicht beurteilen.

Andere Schädlinge greifen hauptsächlich die Blätter an. Dann besteht noch die Möglichkeit, dass man regulierend eingreift. Die Blüten sind meist nicht geschädigt und können noch vermarktet werden. Beim Kalifornischen Blütenthrips sind die Blüten zeitgleich betroffen. Für Schnittblumenproduzenten bedeutet das einen Totalverlust.

Schadbild

Kalifornischer Blütenthrips Schaden an einer Clematisblüte
Schaden an einer Clematisblüte

Am augenfälligsten sind die Schäden an den Blüten. Die Clematis sehen schon völlig zerfressen aus, wenn die Blüten sich öffnen. Manche Blüten sind auch so stark geschädigt, dass sie sich gar nicht öffnen. Ganz typsich sind auch die schwarzen Ränder an den Blüten und die dunkle Verfärbung der Staubblätter. Manchmal hat die Blüte auch eine reduzierte Anzahl an Blütenblättern.

Der Kalifornische Blütenthrips sticht die Blüten von außen an. Wenn man von dem Schädling noch nichts weiß, werden einem diese Anzeichen gar nicht auffallen, weil sie unscheinbar sind. Mit der Zeit entwickelt man einen Blick dafür und weiß, dass die Einstichstellen an den Knospen auf das Vorhandensein hinweisen. Die stetige Kontrolle der Knospen ist unerlässlich.

Kalifornischer Blütenthrips - Clematisknospe mit Einstichstelle
Die Einstichstelle an der Clematisknospe weist auf das Vorhandensein des Kalifornischen Blütenthrips hin
Einstichstelle des Thrips an der Knospe einer Clematis-Hybride
Einstichstelle an einer Clematis-Hybride. So geschädigte Knospen öffnen sich nicht mehr.

Ich habe einige befallene Clematisblüten geöffnet und sehr kleine, gelbliche Tierchen gefunden. Sie liegen auf Küchenpapier um zu zeigen, wie klein sie sind. Meist nur ein bis zwei Millimeter. Pro Blüte fand ich nur ein Tier,  auch wenn mehrere Einstichstellen zu sehen waren. Das genauere Aussehen müsste in einem Mikroskop untersucht werden. Leider habe ich keins.

Schädlinge in Clematisblüte
Diese Tierchen habe ich in beschädigten Clematisblüten gefunden. Ob es sich wohl tatsächlich um die Kalifornischen Thripse handelt?

Daneben sind teilweise auch die Blätter geschädigt. Sie sind angeschabt und/oder angefressen und weisen Wuchsverformungen auf.  Zuerst brachte ich die beiden Schadbilder nicht miteinander in Verbindung und dachte, die Blätter seien von Spinnmilben befallen. Spinnmilbenbefall kommt bei Clematis in heißen Lagen und heißen Sommern öfters vor. Bei Spinnmilben sind nach meiner Erfahrung meist nur die Blätter betroffen und nicht die Blüten.

Kalifornischer Blütenthrips Schäden an Clematisblättern
Schäden durch Frankliniella occidentalis an Clematisblättern

Ist der Schädling im Freiland überlebensfähig?

Bislang war in Deutschland der Schädling vor allem in Gewächshauskulturen aufgetreten. Es wird diskutiert, ob der Schädling bei uns im Freiland überlebensfähig ist.  Ich beobachte Schäden nun im dritten Jahr in Folge an Clematispflanzen im Freiland. Die vergangenen Winter waren relativ mild und ich bin überzeugt, dass der Schädling hier überlebt hat und nicht jedesmal neu eingeschleppt wurde. Meine Leser werden wissen, dass sich mein Garten auf der Schwäbischen Alb befindet, die für ihr raues Klima bekannt ist. In wärmeren Gebieten dürfte der Thrips damit auf noch bessere Bedingungen stoßen.

Befällt der Kalifornische Blütenthrips hauptsächlich Clematis viticella?

Clematis viorna ‘Retrousse’, Fraßschaden durch Blütenthrips
Fraßschaden durch Thrips an einer Clematis viorna

Immer wieder konnte man lesen, dass der neue Schädling hauptsächlich Clematis viticella befällt. Das war sehr ärgerlich, denn bislang galten die Clematis viticella als besonders robust und unkompliziert. Ich selbst habe Schäden auch an anderen Clematis beobachtet. Beispielsweise an Jackmanii-Hybriden, Clematis viorna und auch an großblumigen Hybriden.

Deshalb denke ich, dass der Schädling sich nicht auf die Viticellas konzentriert. Vielmehr dürfte es mit der Blütezeit zusammenhängen. Viticellas blühen ab Juli bei hohen sommerlichen Temperaturen. Die Vermehrungrate des Kalifornischen Blütenthrips ist temperaturabhängig. Bei Temperaturen über 20° C vermehrt er sich besonders stark. Das könnte das massive Auftreten bei sommerblühenden Clematis erklären. Bei den frühjahrsblühenden Clematis habe ich dagegen bislang keine Schäden beobachtet.

Clematis Jackmanii Schaden durch Blütenthripse
Neben Clematis viticella befällt der Kalifornische Blütenthrips auch andere sommerblühende Clematis wie die Jackmanii

Bekämpfung des Schädlings

Die Bekämpfung des Schädlings ist schwierig, weil er versteckt in der Blüte sitzt. Bei starkem Befall hilft meist ein beherzter Rückschnitt. Der nächste Blütenflor ist meist nicht mehr so stark befallen.

Gute Erfolge habe ich durch die Behandlung mit systemisch wirkenden Mitteln erzielt (Neem oder Xentari). Die Behandlung erfolgte dreimal ab dem Knospenstadium im Mai in 10-tägigem Abstand. Ich versuche, die Mittel zu wechseln, um Resistenzen zu vermeiden.

Kurz sei erklärt, dass ein systemisch wirkendes Mittel in die Leitungsbahnen der Pflanze aufgenommen wird. Es verteilt sich dadurch in der Pflanze. Die Wirkung tritt ein, wenn der Schädling an der Pflanze frisst. Im Gegensatz dazu wirkt ein Kontaktmittel, wenn es direkt auf den Schädling gesprüht wird. Indem beispielsweise ein Ölfilm die Atmung behindert.

Ich habe gelesen, dass beide Systeme nicht funktionieren würden. Mit Kontaktmitteln kann man den Kalifornischen Thrips nicht treffen, weil er geschützt in der Blüte sitzt. Systemische Mittel würden nicht wirken, weil er nur oberflächlich frisst und nicht an den Leitungsbahnen der Pflanzen. Für meine Clematis kann ich das nicht bestätigen. Seitdem ich ab 2019 meine Pflanzen behandelt habe, sind sie zum Großteil unbeschädigt. Zum Vergleich dient mir eine weitere Clematispflanzung, die ca. 200 Meter von meinem Garten entfernt ist und nicht behandelt wird. In beiden Jahren war der Befall dort sehr stark.

Clematis Entel Fraßschäden durch Kalifornischen Blütenthrips
Clematis Entel im Jahr 2018 mit Befall durch Thripse
Clematis Entel
Clematis Entel im Jahr 2020 nach erfolgreicher Behandlung gegen Thripse

Schlussbemerkung

Diese Erläuterungen sind meine ersten persönlichen Erfahrungen mit diesem neuartigen Schädling. Ich warte gespannt darauf, dass wir von den Forschungsanstalten und Spezialisten mehr zu diesem Thema erfahren. Natürlich freue ich mich über Erfahrungsberichte anderer Gärtner und den Austausch zu diesem Thema in den sozialen Medien.

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