Les Jardins d’Angélique
Übersetzt heißt „Les Jardins d’Angélique“ „Angéliques Gärten“. Das gibt schon einen Hinweis auf das Gestaltungskonzept: Es handelt sich nämlich nicht um einen Garten, sondern um mehrere unterschiedliche Gartenteile in verschiedenen Stilrichtungen. Die Besitzer Gloria und Yves Lebellegard haben 1989 mit der Anlage begonnen. Das durch ein Kunststudium geschulte Auge kam Gloria dabei sehr zugute.
Die Gartenanlage gliedert sich in einen englisch angehauchten Teil vor der Hauptfassade des Herrenhauses und den formaleren Teil mit typisch französischen Elementen. Dieser Garten liegt abgeschirmt an der Rückseite des Hauses.
Unberührt kann einen die Geschichte dieser Gärten nicht lassen. Denn sie wurden zur Erinnerung an Angélique, die früh verstorbene Tochter des Ehepaares, erbaut. Die Schönheit der Natur als ehrendes Andenken an ein geliebtes Kind. So schwingt bei meinem Besuch eine gewisse Melancholie mit.
Le Manoir – das Herrenhaus
Ein breiter Kiesweg entlang einer dichten Hecke führt den Besucher in den Garten. Tritt man anschließend aus dem Schatten dieser Auffahrt heraus, steht man am Rande einer weitläufigen Anlage. Nun fällt der Blick auf eine großzügige Rasenfläche und das herrschaftliche Landhaus, ein sogenanntes Manoir. Erbaut wurde es im 18. Jahrhundert aus handwerklich gebrannten Ziegeln. Der linke Seitenflügel mit Turm kam etwas später hinzu. Mit Backsteinen und der typischen Schieferdeckung weist auch das Nebengebäude die gleichen Bauelemente auf.
Davor breitet sich eine beeindruckende Rasenfläche aus, die zum Haus hin durch ein mit Buchs umsäumtes Beet mit der Rose ‘Sweet Love’ abgegrenzt wird. In Deutschland ist die stark duftende Rose unter dem Namen ‘Chandos Beauty’ bekannt. An zwei weiteren Seiten des Rasens finden sich Beete und an der vierten Seite die breite Kiesauffahrt. Diese Grünfläche unbeschadet durch die heißen Sommermonate zu bringen, war kein leichtes Unterfangen. Temperaturen mit bis zu 45° Celsius sind für die Normandie sehr ungewöhnlich und waren vor allem für den Rasen und die Rosen eine große Belastung.
Die Rose ‘Souvenir d’Angélique’
Wenn man sich auf der Rasenfläche wieder rückwärts wendet, betritt man durch ein kleines Tor den mit Hecken umsäumten romantischen Gartenteil. Zum Andenken an die Tochter rankt am Torbogen und im Eingangsbereich die Rose ‘Souvenir d’Angélique’. Sie wurde von einer lokalen Baumschule im Auftrag der Familie gezüchtet. Die Ramblerrose wächst üppig und sah bei unserem Besuch im September auch nach dem extrem trockenen Sommer noch sehr gesund aus. Und die Blüten verströmen einen sehr angenehmen Duft. Sehr großzügig verteilte Mme Lebellegard Stecklinge, mit der Bemerkung, dass sie sich sehr freue, wenn das Andenken an ihre Tochter durch die Rose in vielen Gärten weiterlebt.
Seit dem Tod ihres Mannes Yves bewirtschaftet Mme Lebellegard den Garten alleine. Nur zum Schneiden der Hecken und zum Rasenmähen hat sie Hilfe. Diese zierliche Person beeindruckt durch die Leidenschaft und die Kraft, mit der sie dieses Paradies erschaffen hat und seit vielen Jahren pflegt.
Der wild romantische Garten
Hinsichtlich der Bepflanzung ist in diesem Gartenteil ein buntes Potpourrie vertreten: Bäume, Sträucher, Hortensien, Rosen, Clematis und Stauden. Ähnlich wie wir das von den englischen Mixed Borders kennen. Das sorgt für dichten Bewuchs und lang anhaltenden Blütenflor.
Weiche Rasenwege führen durch den wild romantischen Gartenteil. Von der geraden Hauptachse zweigen viele geschwungene Seitenwege ab. Dazu erläuterte uns die Besitzerin, dass sie zu Beginn die Beete viel zu breit angelegt hatte. Folglich musste man im Nachhinein zusätzliche Wege anlegen. An viel belaufenen Strecken jedoch ist der Rasen durch gepflasterte Wege ersetzt. Auch hier zeigt sich an den unterschiedlichsten Belägen aus Naturstein der Einfallsreichtum der Gestalter. Immer wieder laden lauschige Sitzplätze zum Verweilen und Genießen ein.
Der formale Garten
Zum Glück weist ein Schild darauf hin, dass das noch nicht alles war. Der zweite Teil des Gartens liegt auf der Rückseite des Hauses und ist von vorne nicht einsehbar. Am Durchgang befindet eine mit Moos bewachsene Wand, die mit weißen Elementen geschmückt ist. Anschließend gelangt man über einen grünen Gang in den formalen Garten. Dort bilden Buchs- und Eibenhecken sowie viele hohe Eibenkegel das symmetrische Grundgerüst. Sichtachsen führen immer wieder den Blick auf ein großes, rundes Wasserbecken mit Steinfiguren. Obwohl eine hohe Mauer diesen Gartenteil umschließt, kommt nicht das Gefühl auf, eingeschlossen zu sein. Entweder ist die Mauer üppig bewachsen oder sie bildet selbst ein Gestaltungselement mit Nischen und Dekorationen. Der Höhepunkt dürfte sicherlich zur Zeit der Rosenblüte im Juni sein. Aber selbst später im Jahr sieht die Anlage durch Gräser und Stauden bezaubernd aus.
Weitere Infos zu „Les Jardins d’Angélique“:
Adresse: Hameau de Pigrard, 76520 Montmain, Frankreich
Besitzer: Mme Gloria Lebellegard
Größe: ca 1 ha
https://www.facebook.com/jardins.dangelique76/