Wie Clematis ‚Vince Denny‘ in meinen Garten kam
Schon lange bewunderte ich die schönen Fotos von Clematis ‚My Angel‘ im Internet oder in Gartenmagazinen. Allerdings passte der Farbton überhaupt nicht in das Farbschema meines Gartens, das von kühlen Farben in Rosa, Lila und Blau dominiert wird. Ich habe einen Bereich, der vom Rest des Gartens getrennt ist, wo ich Pflanzen in warmen Farben von Rot und Gelb gepflanzt habe. Nun ist das aber eine sehr kleine Ecke. Ich wusste, dass Clematis ‚My Angel‘ sehr wuchskräftig ist und für diesen begrenzten Raum zu groß wäre. Eines Tages stieß ich auf eine Beschreibung von Clematis ‚Vince Denny‘, die sagte, diese Sorte sei wie ‚My Angel‘, aber mit moderaterem Wuchs und außerdem produziere sie keine Ausläufer.
Wuchsform
Da Clematis ‚Vince Denny‘ erst seit zwei Jahren in meinem Garten ist, erlaube ich mir noch kein endgültiges Urteil über ihre Wuchseigenschaften. Bisher wächst sie gut und buschig und wird ca. 2,5 Meter hoch. Die laubabwerfende Kletterpflanze gehört zur Tangutica-Gruppe. Ein Elternteil ist Clematis intricata. Das ist lateinisch und bedeutet verschränkt oder verflochten. Wild wachsende Clematis intricata bilden verworrene Bündel, die über Felsen und Büsche wachsen. ‚Vince Denny‘ hat diese Wachstumsgewohnheit offensichtlich geerbt. Die Blattstiele scheinen nicht sehr berührungsempfindlich zu sein, weil sie nicht viele Blattstielranken bilden. Anstatt ein Gitter zu umschlingen und sich daran nach oben zu ziehen, neigt diese Waldrebe eher dazu, sich über die Stütze zu legen. Dies macht sie zu einem idealen Kandidaten, um z.B. über einen niedrigen Zaun zu wachsen. Man muss nur hin und wieder nachhelfen und die Triebe seitlich dirigieren.
Stängel und Blätter
Die glatten und grünen Stiele nehmen oft eine mahagoni-purpurne Färbung an, besonders um die Blattachseln herum. Zwischen den Blattachseln gibt es einen relativ großen Abstand von etwa 20 cm.
Die Blätter sind gefiedert mit 5 bis 7 Fiederblättchen. Ihre silbrige, graugrüne Farbe erinnert an die Blätter eines Olivenbaums. Man findet lanzettliche, elliptische und eiförmige Blättchen. Einige von ihnen sind bis zu dreifach gelappt. Die Blattränder sind meist glatt. Einige Blätter haben auch gewellte Ränder.
Knospen und Blüten
Die nickenden Knospen sind kugelförmig mit einem zugespitzten Ende. Ihre anfängliche lindgrüne Farbe verwandelt sich bald in einen sehr dunklen Farbton irgendwo zwischen Lila und Mahagoni.
Die nickenden Blüten bestehen immer aus vier Blütenblättern. Die anfängliche Glockenform öffnet sich immer weiter, um die auffälligen Staubgefäße und Stempel zu präsentieren. Aber lange bevor die Blüten sich so weit geöffnet haben, wissen die Bienen, dass sich ein Besuch lohnt. Es macht Spaß, ihnen dabei zuzusehen, wie sie sich in die Blüten zwängen.
Die Kelchblätter sind fleischig und grob und erwecken den Eindruck, aus einer dunklen und einer hellen Schicht zu bestehen. Es gibt einen starken Kontrast zwischen dem dunklen Mahagoni auf der Außenseite der Blütenblätter und dem leuchtenden Gelb der Innenseite, das auch an den Rändern hervorspitzt. Wenn sich die Blüten weiter öffnen, werden auf der gelben Innenseite braune Adern sichtbar.
Das Innenleben der Blüten ist sehr auffällig. Die gelben Stempel sind lang und von elegant geschlungenen, dunkelbraunen Staubblättern umgeben.
Attraktive Samenstände
Die Samenstände sind eine weitere Attraktion dieser Pflanze. Da sich die Blütezeit über mehrere Wochen erstreckt, erscheinen die ersten Samenstände schon mit den Blüten. Zu Beginn glatt und silbrig, werden sie zum Winter hin zu fedrigen Pompons. Stellen Sie sie sich mit Raureif bedeckt vor – ein echter Wintertraum.
Wurzeln
Die Pflanze hat ein faseriges Wurzelsystem. Sie sollte in etwa so tief eingepflanzt werden, wie sie im Topf stand.
Pflege und Schnitt
Clematis ‚Vince Denny‘ ist eine robuste und widerstandsfähige Pflanze. Sie wächst auch bei sonnigen Bedingungen gut und kann auf der Südseite gepflanzt werden. Sehr gute Winterhärte.
Wenn der Platz in Ihrem Garten begrenzt ist, können Sie ‚Vince Denny‘ jedes Jahr stark zurückschneiden. Aber das ist kein Muss. Ungeschnitten bedeckt sie problemlos auch einen größeren Bereich. Um ein Vergreisen zu verhindern, sollte jedoch immer wieder ein Teil der Triebe zurückgeschnitten werden. Das regt einen frischen Austrieb an.
Clematis ‚Vince Denny‘ ist ideal für naturnah gestaltete Gärten
Die erdigen Farben der Blüten und die Attraktivität für Bestäuber machen Clematis ‚Vince Denny‘ zu einer idealen Pflanze für Gärten im natürlichen Stil. Sie blüht im August und September – eine Zeit, in der Insekten oft Schwierigkeiten haben, ausreichend Nahrung zu finden.
In Naturgärten wird im Herbst nicht viel aufgeräumt. Früchte, Gräser und Samenköpfe bleiben stehen und bieten den Tieren im Winter Nahrung und Schutz. Die silbrigen Samenköpfe von Clematis ‚Vince Denny‘ können einen wichtigen Beitrag zum winterlichen Aspekt des Gartens leisten.
Clematis ‚ Vince Denny‘ – ein Klimagewinner
Clematis sind weithin als Fresser und Säufer bekannt. Mit diesem Bild werden sie oft als Klimaverlierer abgestempelt. Es sollte betont werden, dass dies nicht für alle Clematis gilt. Es gibt Clematis-Arten, die aus trockenen und heißen Gebieten der Welt stammen. Viele von ihnen sind gut auf den Klimawandel vorbereitet. So bietet die Tangutica-/Orientalis-Gruppe ein großes Reservoir an Pflanzen, die gut an zukünftige Bedürfnisse angepasst sind dürften. Und es ist nicht die einzige Gruppe. Andere sind z.B. die Flammula-, Texensis- oder die Viticella-Gruppe. Dies ist ein Thema, das in der Diskussion viel mehr Bedeutung haben sollte.
Clematis intricata aus der Tangutica-Gruppe ist ein Elternteil von ‚Vince Denny‘. Damit hat hat die Sorte gute Gene, um mit Sommern heißen und trockenen Sommern fertig zu werden. Laut Magnus Johnson ist natürliche Habitate von Clematis intricata „trockene, felsige Gebiete, sonniges Dickicht, Steppen, oft entlang von Bächen und Flussufern bis 2800 m Höhe“. 1
Zur Züchtungsgeschichte von Clematis ‚Vince Denny‘
Eine englische Version des Textes findet sich auf der Webseite der International Clematis Society. Fiona Woolfenden (Secretary of the International Clematis Society) bat mich, den Text für die Clematis des Monats Februar 2023 zu verfassen. Sylvia Denny, die Frau des Züchters Vince Denny feierte nämlich im Januar 2023 ihren 100. Geburtstag.
Wie Fiona schreibt hat Vince Denny die Sorte im Jahr 1992 gezüchtet. Nach seinem Tod im Jahr 2001 hat seine Frau Sylvia diese Züchtung 2002 nach ihm benannt. 2003 wurde sie von Shilea Chapman 2003 in Großbritannien eingeführt.
1 Johnson Magnus, Die Gattung Clematis, Södertälje, 2001