Ein „Markenname“ setzt sich durch: Clematis alpina
Bei den Alpinas ist es wie bei dem berühmten Papiertaschentuch mit „T“: Ein Markenname setzt sich durch. Wenn man von Clematis alpina spricht, ist oftmals die Gruppe der atragenen Clematis gemeint. Dazu gehören neben den Clematis alpina auch Clematis macropetala, Clematis sibirica, Clematis fauriei und noch einige mehr. Für den Laien und selbst ambitionierte Hobbygärtner ist diese Begriffsvielfalt viel zu kompliziert. Das dürfte der Grund sein, warum der Begriff Alpinas stellvertretend für alle Vertreter der atragenen Gruppe verwendet wird.
Das Foto zeigt eine Auswahl atragener Clematisblüten im Überblick. Es finden sich „echte“ Alpinas darunter (die Wildform, Frances Rivis und Blue Princess) und andere Artverwandte wie macropetalas (White Swan, Markham’s Pink und Ballet Skirt) oder fauriei (Albina Plena). Einige von ihnen bilden sogenannte Staminoiden aus. Das sind Staubblätter, die sich zu Blütenblättern umgebildet haben. Dadurch wirken die Blüten gefüllt.
Die Harten aus den Bergen – Standortansprüche der Clematis alpina
Die Namen der einzelnen Arten in dieser Gruppe – wie alpina und sibirica – geben uns schon Hinweise auf deren Standortansprüche. Hier haben wir es mit abgehärteten Wildburschen zu tun. Natürlicherweise kommen diese Clematis in Bergwaldregionen und kalten Gebieten vor. Somit sind sie bestens an klimatisch weniger vorteilhafte Bedingungen angepasst. Durch die frühe Blütezeit ab April, werden die Blüten hin und wieder auch von Schneefall überrascht. Trotzdem blühen die Alpinas fleißig weiter.
Aber nicht nur mit kalten Temperaturen kommen sie zurecht. Ebenso sind sie ideale Kandidaten für schattige und nach Norden ausgerichtete Stellen. Wobei ein sonnigeres Plätzchen natürlich für etwas mehr Blütenfülle sorgt.
Eines ist jedoch für das gute Gedeihen der Clematis alpina unabdingbar: keine Staunässe! Bei der Pflanzung müssen Sie deshalb unbedingt dafür sorgen, dass ein guter Wasserabzug gewährleistet ist. Arbeiten Sie entsprechend unserer Pflanzanleitung viel Drainagematerial ein. Bei sehr schweren Böden sollte man das Pflanzloch besonders groß ausheben und die Hälfte des Originalbodens durch Drainagematerial ersetzen.
Das Bild zeigt die Wurzeln einer Clematis alpina im Vergleich zu einer Clematis-Hybride. Während die Wurzeln der Hybride dick und fleischig sind und an Spaghetti erinnern, sind die Wurzeln der Alpinas sehr fein und verästelt. Diese feinen Wurzeln reagieren sehr empfindlich auf Nässe.
Clematis alpina schneiden
Alpinas und ihre Artverwandten setzen ihre Blüten am vorjährigen Holz an. Sie gehören zur Schnittgruppe 1 und müssen eigentlich nicht geschnitten werden. Entgegen einer landläufigen Meinung können sie aber durchaus geschnitten werden. Wichtig ist, dass sie die Frühjahrsblüher nach der Blüte schneiden, also im Mai oder Juni. Wenn Sie nur begrenzt Platz zur Verfügung haben, können Sie ihre Alpina jedes Jahr nach der Blüte zurückschneiden. Sie wird nicht so ausladend und blüht trotzdem reichlich.
Die beiden Bilder zeigen eine Clematis alpina, die niemals geschnitten wird. Sie wächst in eine hohe Kiefer, was ihren natürlichen Standortbedingungen sehr nahe kommt. Mit einer Höhe von 5-6 Metern hat sie sich zu einem stattlichen Exemplar entwickelt.
Im Bild unten sehen wir im Gegensatz dazu eine Clematis alpina, die jährlich nach der Blüte komplett zurückgeschnitten wird. Auch sie blüht im darauffolgenden Jahr wieder und gibt sich im Vergleich zu dem obigem Exemplar mit sehr viel weniger Platz zufrieden.
Begleitpflanzen für Clematis alpina
Die Alpinas lieben es, sich durch Büsche und Sträucher zu schlängeln. Mit frühblühenden Sträuchern wie Flieder, Zierjohannisbeeren, Spiersträuchern oder Schneebällen lassen sich wunderbare Kombinationen finden. Soll die Blütezeit der Clematis mit der des „Trägerstrauchs“ übereinstimmen, muss man sich genau erkundigen. In der Gruppe der Atragenen blühen die ersten schon im April, andere kommen dagegen erst im Mai/Juni zur Blüte. Kauft man die beiden Partner gleichzeitig im blühenden Zustand, so kann man sicher sein, dass die Kombi funktioniert.
Auch unter praktischen Gesichtspunkten bilden die Alpinas und frühblühende Sträucher eine gute Gemeinschaft. Denn beide können in einem Arbeitsgang nach der Blüte geschnitten werden.
Natürlich kann man auch auf den gegenteiligen Effekt setzen und Partner mit früherer oder späterer Blütezeit wählen. So hat man über längere Zeit etwas Blühendes. Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.
Durch die frühe Blütezeit liegen Zwiebelblumen als Pflanzpartner auf der Hand. Was im Strauß gut zusammen passt, gibt auch im Beet ein harmonisches Bild ab: Das Beispiel hier zeigt die Clematis macropetala ‘Ballet Skirt’ zusammen mit Flieder, Tulpen ‘Finola’ und ‘Christmas Dream’ und der spätblühenden weißen Narzisse ‘Pueblo’.
Auch bei den Stauden gibt es frühblühende, die sich gut mit den Alpinas kombinieren lassen. Für eher schattige Bereiche bieten sich Lenzrosen (Helleborus orientalis), das Tränende Herz (Dicentra spectabilis), der Salomonssiegel (Polygonatum) oder das Kaukasus-Vergissmeinnicht (Brunnera macrophylla) an. Für sonnigere Stellen eignen sich: Blaukissen (Aubretia), Gänsekresse (Arabis), Bergenien, Gämswurz (Doronicum), Wolfsmilch (Euphorbien), Schleifenblumen (Iberis). Noch wenig bekannt ist, dass es auch einige Phloxe gibt, die im Frühjahr zur gleichen Zeit wie die Clematis alpina blühen. Auf dem Foto sind in der rechten oberen Ecke noch zwei hellblaue Blütchen des Wanderphloxes ‘Blue Ridge’ (Phlox stolonifera) erkennbar. Auch der Waldphlox (Phlox divaricata) blüht zu dieser Zeit.
Gestaltungstipps
Ist Ihr Garten von einem Maschendrahtzaun eingegrenzt? Sie finden ihn zwar praktisch aber ästhetisch nicht besonders ansprechend? Dann sind die Clematis alpina eine hervorragende Möglichkeit diesen Zaun zu begrünen, denn die Triebe lassen sich gut horizontal leiten.
Nach der Blüte bilden die Alpinas sehr dekorative Samenstände aus, die bis in den Herbst als Gestaltungselement genutzt werden können.