Clematis Sortenwahl
Es ist unglaublich, wie breit das Angebot bei den Clematis ist. Allein schon wenn wir uns die Blütezeit anschauen. Die unterschiedlichen Sorten blühen von Februar bis in den Oktober hinein. Auch was die Wuchshöhe betrifft, gibt es enorme Unterschiede. Zwerge, die höchstens kniehoch werden und daneben wuchskräftige Schlinger, die über 10 Meter hoch werden. Es lohnt sich also, sich vorher genau zu überlegen, welche Sorte man will. Hier ein paar Tipps, die Sie bei der Sortenwahl beachten sollten.
Clematis brauchen mehrere Jahre bis sie sich zur vollen Schönheit entwickeln. Dafür werden sie aber sehr alt und können Jahrzehnte an Ort und Stelle bleiben. Die Entscheidung will also gut überlegt sein. Hier ein paar Tipps, die Ihnen bei der Sortenwahl helfen können.
Wann soll die Clematis blühen?
Für Praktiker macht es Sinn, die Clematis nach Schnittgruppen einzuteilen. Denn so weiß man sofort, wie eine Clematis geschnitten werden möchte – oder auch nicht. Daneben geben die Schnittgruppen auch Hinweise auf die Blütezeit. Der Blütenreigen beginnt im Frühjahr mit Clematis aus der Schnittgruppe 1. Schnittgruppe 2 hat die Hauptblüte im Mai/Juni und eine Nachblüte im August und September. Alles was ab Mitte Juni und später blüht gehört in die Schnittgruppe 3.
Frühjahrsblüher. Sie blühen an Trieben, die im Vorjahr ausgebildet wurden. Sie gehören zur Schnittgruppe 1 und müssen nicht geschnitten werden.
- Immergrüne Clematis
- atragene Clematis (Cl. alpina, macropetala, koreana, fauriei etc.)
- Clematis montana
Frühsommerblüher. Sie blühen im Frühsommer an Trieben, die im Vorjahr ausgebildet wurden und im Spätsommer an einjährigen Trieben Frühe, großblumige Hybriden wie z.B. Nelly Moser, Guernsey Cream, H.F. Young und viele mehr. Rückschnittempfehlung: leichter Rückschnitt bis spätestens März.
Sommerblüher. Sie blühen ab Juni an den einjährigen Trieben und werden jährlich stark zurückgeschnitten.
- späte großblumige Hybriden, wie z.B. Ville de Lyon, Perle d’Azur, Jackmanii, Comtesse de Bouchaud, Rouge Cardinal, Semu etc
- Clematis viticella
- Staudenclematis
- Clematis der texensis Gruppe (texensis, viorna, crispa, etc)
- Clematis flammula
- Clematis vitalba
- Clematis orientalis und tangutica (sehr viele gelbe Sorten, viele Sorten blühen noch im Herbst, attraktive Samenstände, zum Teil sehr kräftiges Wachstum)
Meine Empfehlung für alle Clematis-Neulinge: Hände weg von Clematis der Schnittgruppe 2. Sie sind schön, aber heikel. Leider werden gerade sie oft in Gartencentern und vielen Baumschulen angeboten. Selbst wenn sie als Jungpflanzen nur mit einigen wenigen Blüten bestückt sind, beeindrucken sie durch die Größe und Farbenpracht dieser Blüten. Clematis viticella, viele kleinblütige Sorten und Staudenclematis sind „easy going“ und als Einsteigerpflanzen bestens geeignet. Aber leider findet man sie selten im Verkauf. Liegt es daran, dass sie erst später im Jahr zur Blüte kommen? Im Hochsommer genießt der Gärtner lieber den eigenen Garten als sich im Baumarkt auf die Suche nach Neuerwerbungen zu machen. Außerdem sind sie schwierig zu präsentieren. Denn sie legen erst mal ein enormes Längenwachstum hin, bevor sie ihre Blüten entwickeln. Auf den Verkaufstischen sind sie kaum zu bändigen. Wer aber je eine eingewachsene kleinblumige Clematis in einem Garten bewundern durfte, wird schnell von ihrem Charme und ihren Qualitäten überzeugt.
Welche Clematis zu welchem Pflanzpartner?
Schnittgruppen sind als Hinweise zu verstehen, wie sich die Clematis am besten entwickeln. Es mag durchaus Gründe geben, von diesen Regeln abzuweichen. Sie sind nicht als starre Gesetze anzusehen. Bei der Pflanzung sollte man sich allerdings schon überlegen, ob die Sorte an der jeweiligen Stelle geeignet ist. Ein Beispiel wäre die beliebte Kombination von Kletterrosen und Clematis. So würde ich nicht empfehlen, eine frühjahrsblühende Clematis zu einer Kletterrose zu pflanzen. Die Kletterrose braucht einen regelmäßigen Schnitt im Frühjahr. Die frühjahrsblühende Clematis ist zu diesem Zeitpunkt schon mit Blütenknospen bestückt und sollte jetzt weder geschnitten werden noch sollte man groß an ihr rumzerren. Und andersherum sollte diese Clematis wenn überhaupt, dann nach der Blüte geschnitten werden. Also gerade zu dem Zeitpunkt, an dem die Rose kurz vor ihrer Blüte steht. Jetzt die Clematistriebe herauszuziehen würde die Rose stark beeinträchtigen. Handelt es sich dagegen um eine einmalblühende Ramblerrose, die keinen regelmäßigen Schnitt braucht, wäre eine frühjahrsblühende Clematis durchaus eine Option.
Welchen Standort bekommt meine Clematis?
Mit Ost- und Westlagen kommen alle Clematis gut zurecht. Hier hat man die größte Auswahl. Doch auch Südlagen tolerieren die meisten Clematis bei ausreichender Wasserversorgung gut. Besonders geeignet für die heißen Lagen sind Cl. viticella, Cl. recta, die Flammula- und die Orientalis-Gruppe. Texensis und viorna sind auch Sonnenanbeter. Allerdings ist diese Gruppe anfällig für Mehltau. Stehen sie auf der Südseite, muss unbedingt für gute Durchlüftung gesorgt sein, um den Befall in Grenzen zu halten.
Wer eine Clematis für eine Nordlage sucht, sollte bei den frühjahrsblühenden Alpinas suchen. Aber Vorsicht: Staunässe vertragen sie aber überhaupt nicht. Eine sehr gute Drainage ist lebenswichtig. Trockener Schatten ist ein sehr schwieriger Standort, an dem nur wenige Pflanzen gedeihen. Die frühjahrsblühenden Clematis sind hier allemal einen Versuch wert.
Weiße und sehr helle, großblumige Hybriden eignen sich ebenfalls gut für schattige Bereiche. Während die dunklen Farben dort nicht auftrumpfen können, leuchtet Weiß besonders intensiv.
Generell haben helle Farben eine stärkere Fernwirkung und werden überall im Garten gut wahrgenommen. Dagegen gibt es Clematis, die vor allem bei genauem Betrachten ihren besonderen Charme ausspielen. Hier sind vor allem samtig rote Clematis wie ‚Niobe‘, ‚Westerplatte‘ oder ‚Warszawska Nike‘ zu nennen. Den Satinschimmer der bei Sonnenschein auf den Blütenblättern liegt, kann man nur aus der Nähe sehen. Von Weitem und vor einem dunklen Hintergrund, sind die Blüten schlecht sichtbar. Diese Clematis eignen sich besonders dafür, sie an einem Durchgang oder einem Sitzplatz zu pflanzen.
Wuchs
Kletternde Clematis
Die meisten Clematis klettern mit Hilfe sogenannter Blattstielranken, die sie um Zweige, Gitter etc winden. Das funktioniert nur, wenn die Stütze nicht dicker als etwa ein Finger ist. Deshalb können dicke Holzpfosten oder ein Baumstamm können nicht erklommen werden. Hier muss man zusätzlichen Grip in Form von Gittern, Seilen o.ä. bieten.
Viel zu wenig wird noch die Vergesellschaftung mit Sträuchern und Bäumen genutzt. Wieso nicht eine Montana im Traufbereich eines Nadelbaumes pflanzen und mit einem Seil in die Äste leiten. Sie wird sich dann ihren Weg suchen und dem eintönigen Baum zu einer überwältigenden Blüte verhelfen. Eine Alpina begleitet die Blüte eines Flieders. Oder eine Viticella schenkt dem Flieder eine zweite Blüte im Hochsommer. Beachten muss man dabei jedoch immer, dass der Pflanzpartner die Last der Waldrebe auch tragen kann. Vorab also genau über die Größe in ausgewachsenem Zustand erkundigen.
Sie haben einen abgestorbenen Baum oder einen Baumstumpf, den sie nicht entfernen möchten oder können? Ebenfalls ein idealer Kandidat für eine Clematis. Lassen Sie Ihrer Phantasie freien Lauf und pflanzen Sie Clematis!
Nicht kletternde Clematis/Staudenclematis
Daneben gibt es nicht kletternde Clematis, die keine Blattstielranken ausbilden. Sie müssen sich also irgendwo anlehnen oder aufgebunden werden. Ansonsten wachsen sie wie Bodendecker. Vor allem die beliebten Staudenclematis gehören hier dazu. Pflanzt man eine Staudenclematis an ein Rankgitter, muss man sich bewusst sein, dass man die Triebe regelmäßig festbinden muss. In der Hauptwachstumszeit im April und Mai kann das ziemlich aufwändig sein. In der Gruppe der Staudenclematis gibt es sehr große Unterschiede in der Wuchshöhe und der Blütenform. Vor dem Kauf unbedingt erkundigen.
Clematis für Pflanzgefäße/Kompakte Clematis
Prinzipiell wachsen Clematis sehr gut im Kübel. Es versteht sich von selbst, dass man eine Sorte wählt, die nicht höher als ca. zwei Meter wird. Das Ganze soll ja auch mit Rankgitter noch manövrierbar sein und nicht bei dem leisesten Windhauch umkippen.
Der Clematiszüchter Raymond Evison hat eine eigene Züchtungslinie für Clematis in Töpfen (Boulevard Serie) herausgebracht. Diese Clematis bleiben alle relativ niedrig bleiben. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie von oben bis unten blühen. Dazu werden sie jedes Jahr stark zurückgeschnitten. Wenn das Verblühte regelmäßig entfernt wird, blühen sie über mehrere Monate hinweg. Auch ein radikaler Rückschnitt nach der Blüte ist möglich. So bleiben sie sehr kompakt und treiben innerhalb von ca. sechs Wochen mit der nächsten Blüte durch.
Weitere Infos zum Thema „Clematis Sortenwahl“ finden sich auch in diesem Artikel.
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