Lilien OT-Hybriden – Namenserklärung und Herkunft
Dies ist nun der letze Teil unserer Serie über robuste und pflegeleichte Lilien für den Garten. Allgemeine Hinweise, die wir im Einführungsbeitrag gegeben haben, gelten auch für die OT-Hybriden.
Lilien mit der Bezeichnung OT-Hybriden sind intersektionelle Hybriden, bei denen ein Elternteil aus der Sektion der Orientlilien stammt und der andere aus der Sektion der Trompeten- und Aurelianlilien. Sie werden auch als Orienpets bezeichnet (Achtung – die Schreibweise ohne „t“ in der Mitte ist tatsächlich richtig). Dabei handelt es sich um eine Zusammensetzung aus „Orientals“ und „Trumpets„. Die Bezeichnung „Baumlilie“ hat dagegen wohl eher marketingtechnische Gründe. Tatsächlich können manche Sorten riesig werden.
Leslie Woodriff züchtete in den 1940-er Jahren die Sorte ‚Black Beauty‘. Sie wird oft als erste OT-Hybride bezeichnet. Wobei das nicht ganz richtig sein dürfte, weil sie das Ergebnis einer Kreuzung aus Lilium henryi und Lilium speciosum var. rubrum ist. Es dauerte noch einige Zeit bis in die 1980-ger Jahre bis Züchtung der OT-Hybriden so richtig Fahrt aufnahm. Mittlerweile sind ihre Vorzüge bekannt und sie finden immer mehr Verbreitung.
Bedeutung von Lilium henryi
Lilium henryi spielt eine wichtige Rolle in der Züchtungsgeschichte der OT-Hyriden. Diese Lilie wird manchmal auch als Mandarinlilie oder Riesentürkenbund bezeichnet. Ihre botanische Einordnung ist nicht ganz eindeutig. Denn manche ordnen sie den Asiatischen Lilien zu, andere den Trompetenlilien. Sicher ist jedoch, dass sie ein Elternteil der Aurelian-Hybriden ist. Der Franzose Edouard Debras aus Orléans kreuzte im letzten Jahrhundert Lilium henryi mit Lilium sargentiae. In Erinnerung an die Heimatstadt der Züchters wurde das Kreuzungsprodukt L. x aurelianense genannt . Civitas Aurelianorum ist nämlich der lateinische Name für Orléans. Später ging man dazu über, alle Kreuzungen des Riesentürkenbunds mit Trompetenlilien als Aurelian-Hybriden zu bezeichnen.
Wie oben schon erwähnt, trägt die bekannte Lilie ‚Black Beauty‘ das Erbgut von Lilium henryi in sich. Ebenso wie eine ersten „echten“ OT-Hybriden: ‚Leslie Woodriff‘.
Lilien OT-Hybriden – ihre besonderen Eigenschaften
Die LA-Hybriden haben wir in unserem letzten Beitrag beschrieben. Ebenso wie diese, sind die Orienpets intersektionelle Hybriden. Sie vereinen die positiven Eigenschaften ihrer Eltern und legen noch eine Schippe drauf. Duft und Schönheit der Orientalischen Hybriden auf der einen Seite. Die Robustheit, Toleranz gegen Hitze und Kälte sowie die reichen Farben der Trompeten- und Aurelianlilien auf der anderen Seite. Dabei sind sie robuster und weniger krankheitsanfällig als ihre Eltern.
Orientalische Hybriden blühen nur in Weiß und Rosa. Aber durch die Einkreuzung der Trompeten- und Aurelianlilien erweiterte sich das Farbspektrum in den Bereich der warmen Farben. Orange, Lachs, warmes Rot und Gelb sind auch vertreten.
Die Abneigung der Orientalischen Lilien gegen kalkhaltige Böden haben die intersektionellen Nachkommen abgelegt. Sie kommen mit in den fast allen Gartenböden zurecht. Vorausgesetzt natürlich, dass keine Staunässe auftritt.
Blüte und Wuchsverhalten
Die OT-Hybriden blühen gegen Ende der Liliensaison, d.h. ab Mitte/Ende Juli bis in den August. Viele Sorten verströmen einen starken Duft. Gerade an warmen Hochsommerabenden schwebt der intensive Duft über dem ganzen Garten.
Ihr Blüten sind entweder trompetenförmig nach oben gerichtet oder leicht seitlich geneigt. Es gibt aber auch flachere Blüten mit zurückgebogenen Blütenblättern, die seitlich stehen oder nach unten hängen. Eingewachsene Exemplare können eine Vielzahl von Blüten pro Stängel aufweisen. Bei den Sorten gibt es auch Unterschiede hinsichtlich der Standfestigkeit. Manche haben so stabile Stängel, dass ich Clematistriebe emporleiten kann. Andere Sorten sind aufgrund der Vielzahl der Blüten dankbar für einen stützenden Stab.
Wenn möglich sollte man beim Kauf genaue Angaben zur endgültigen Höhe bekommen. Die Pflanzen brauchen zwei oder drei Jahre bis sie sich etablieren. Dann können sie richtig groß werden. Ich habe schon so manche Überraschung erlebt. Die Sorte ‚Baywatch‘ hatte ich an einen Rosenbogen gepflanzt. Nach drei Jahren war sie mit einer Höhe von weit über zwei Metern am oberen Ende des Rosenbogens angekommen. Das war so natürlich nicht geplant. Andere Sorten wie beispielsweise ‚Stonehenge‘ bleiben mit 1,20 Metern relativ niedrig.
Spätfrostgefährdung
Obwohl die Zwiebel selbst sehr winterhart ist, kann es bei Spätfrösten zu Problemen kommen. Weit ausgetriebene Stängel, die starken Frost abbekommen, können völlig zermatscht in sich zusammenfallen. Anders als viele Stauden, treiben die Lilien nicht nochmal aus. Da die Nährstoffversorgung der Zwiebel dadurch ausbleibt, kann es zum Totalausfall der Pflanze kommen. Ein übergestülpter Kübel kann vielleicht die Rettung sein.
Gestaltungsideen für Lilien OT-Hybriden
Aufgrund ihrer Hauptblütezeit im August passen die OT-Hybriden bestens in hochsommerliche Staudenpflanzungen. Dabei sollten sie wegen ihrer imposanten Höhe im hinteren Bereich des Beetes gepflanzt werden. Wer etwas Aufwand nicht scheut, kann sie auch im Topf kultivieren und nur während der Blütezeit im Beet präsentieren. Anschließend kann man den Topf mit den hohen Stängeln etwas abseits stellen werden. So dass die Pflanze in Ruhe einziehen kann.
Ich persönlich kombiniere die Orienpets sehr gerne zu den sommerblühenden Clematis der Schnittgruppe 3. Erstens haben beide ähnliche Ansprüche an Standort und Nährstoffe. Zweitens kaschiert das dichte Laub der Clematis die langen Stängel der Lilien. Perfekt ist es, wenn sich davor noch ein Staudenbeet ausbreitet.