Pflanzen und Schneiden von Clematis
Im zweiten Teil unserer Grundlagenserie wollen wir uns mit dem Pflanzen und Schneiden von Clematis beschäftigen. Alle diejenien, die etwas tiefer einsteigen wollen, können in dem Artikel „Einpflanzen“ mehr Tipps zum Pflanzen nachlesen. Auf das Schneiden gehen wir in den Artikeln „Clematis schneiden – Grundlagen“ und „Wann soll man Clematis schneiden“ genauer ein.
Einpflanzen
Unterschiedliche Arten von Wurzeln
Vor dem Einpflanzen, schaut euch die Wurzeln eurer Clematis an. Es gibt zwei Arten von Wurzeln, die euch Aufschluss darüber geben, wie die Clematis gepflanzt werden möchte:
Fleischige Wurzeln (großblumige Hybriden, Viticellas, Integrifolia, Flammula) -> tiefer pflanzen als im Topf.
Feine, verzweigte Wurzeln (Atragene, Montana, Vitalba, Tangutica) -> nicht tiefer pflanzen als im Topf.
Wann pflanzen?
Die beste Zeit zum Pflanzen ist im Spätsommer (August/September). Im erwärmten Boden können die Pflanzen vor dem Winter noch gut einwurzeln. Prinzipiell können sie aber bei Frostfreiheit jederzeit gepflanzt werden. Die meisten Clematis sind nicht kälteempfindlich. Auf gute Wasserversorgung in der Anwachsphase ist zu achten. Insbesondere bei der Frühjahrspflanzung.
Bodenvorbereitung
Für alle Clematis gilt, dass sie keine Staunässe vertragen. Wer schweren Boden hat, muss unbedingt für gute Drainage sorgen durch Quarzsand, Lavagranulat oder Vermiculite. Vermiculite ist ein mineralisches Substrat, das Staunässe verhindert und so dem Verfaulen der Wurzeln vorbeugt. Es nimmt viel Feuchtigkeit auf und gibt sie langsam wieder ab.
Vor der Pflanzung ausreichend wässern
Vor der Pflanzung wird die Clematis in einen Eimer mit Wasser gestellt, bis sie sich richtig voll gesogen hat. Es gibt am Markt gute Hilfsstoffe, die u.a. für eine gute Bewurzelung sorgen. Die können dem Wasser zugegeben werden.
Clematis wurzelnackt pflanzen
Seit einiger Zeit starte ich Versuche mit wurzelnackt gepflanzten Clematis. Und die Ergebnisse sind sehr vielversprechend. Ich kaufe die Pflanzen im Topf. Vor der Pflanzung kommen sie ohne Topf ins Wasserbad. Ich warte so lange, bis sich die Erde weitgehend gelöst. Um die letzten Reste an Erde zu entfernen, halte ich sie unter einen sanften Wasserstrahl aus dem Hahn. Nun liegen die Wurzeln frei und ich kann sämtliche Verdrehungen der Wurzeln auflösen. Eingetrocknete Wurzelspitzen schneide ich mit einer scharfen Schere an. So können die Wurzeln ohne Probleme in die Tiefe wachsen. Von Anfang an wachsen die Pflanzen in einem einheitlichen Substrat.
Ein weiterer Vorteil ist, dass die Pflanze leichter manövrierbar ist. Die Triebe schneide ich bei der Pflanzung schon auf zwei bis drei Augenpaare zurück. Oberirdisch sieht man nicht mehr viel. Glaubt mir, es macht einen Unterschied, ob man ein Gebilde mit Pflanzstab, lockerer Erde und empflindlichen Trieben in ein Pflanzloch hievt oder lediglich die losen Wurzeln mit kurzen Trieben. Das geht viel einfacher. Den Pflanzstab entferne ich zur Pflanzung und setze ihn anschließend wieder neben die Pflanze.
Über meine Erfahrungen mit der wurzelnackten Pflanzung werde ich weiterhin berichten.
Clematis schneiden
Grundregeln
Die Blütezeit der Clematis gibt euch Auskunft darüber, wie eine Clematis geschnitten werden möchte. Clematis, die sehr früh im Jahr blühen, bilden an Trieben, die im Vorjahr gewachsen sind, kurze Triebe an denen die Blüten sitzen. Schon beim Austrieb im Februar/März könnt ihr die Blütenansätze erkennen. Diese Vorjahrestriebe darf man nicht schneiden, sonst schneidet man die Blüten gleich mit weg. (Schnittgruppe 1).
Clematis, die ab Juni blühen, bilden die Blüten am diesjährigen Holz aus. Sie werden jedes Jahr stark zurückgeschnitten. Diese Schnittgruppe 3 reagiert auch sehr gut auf Schnittvariationen.
Clematis der Schnittgruppe 2 sind eigentlich eine Mischung aus beiden. Sie blühen sowohl am vorjährigen Holz als auch am einjährigen. Man kann bei ihnen auch den Schnitt gut variieren. Schneidet man sie nicht, blühen sie im Mai/Juni sehr üppig an den Vorjahrestrieben. Viele gefüllte Sorten bilden die Füllung nur an Vorjahrestrieben aus. Schneidet man sie stark, blühen sie ein paar Wochen später an den Jahrestrieben. Ich gehe bei diesen Clematis so vor: Ein paar Jahre lasse ich sie unbeschnitten und entferne nur altes, abgestorbenes Holz. Nach ca. drei bis vier Jahren schneide ich sie stark zurück, um ein Vergreisen zu verhindern.
Die Tabelle gibt einen Überblick über die grundlegenden Schnittregeln:
Wichtig: Pflanz- oder Aufbauschnitt
Nun zu einem oft vernachlässigten Punkt: Der Aufbauschnitt. Jede Clematis sollte beim Pflanzen oder spätestens im darauffolgenden Frühjahr stark zurückgeschnitten werden. Denn so entwickeln sich robuste, gut verzweigte Pflanzen.
Im Englischen sagt man über Clematis: „First year they sleep, second year they creep, third year they leap.“ Was so viel heißt wie „Im ersten Jahr schlafen sie, im zweiten Jahr kriechen sie, im dritten Jahr legen sie los.“ Gebt den Clematis die Chance, ein gut entwickeltes Wurzelsystem und eine gute oberirdische Verzweigung auszubilden. Auch wenn das bedeutet, dass man in den ersten Jahren auf ein paar Blüten verzichtet.
Die Clematis mit den feinen, verzweigten Wurzeln haben oftmals nur einen oder wenige holzige Triebe und bilden selten frische Triebe aus der Basis (z.B. Alpinas und Montanas). Hier muss man mit einem radikalen Rückschnitt sehr vorsichtig sein. Da sie schlecht frische, bodennahe Triebe bilden können, kann das ihren Tod bedeuten. Deshalb bei ihnen unbedingt auf gut entwickelte Augen schneiden.
Schnittvariationen
Zum Thema Clematisschnitt gibt es noch so viele Aspekt, die hier nicht abgehandelt werden können. Nur ein paar Gedankenanstöße möchte ich euch noch mitgeben, um zu zeigen, dass die meisten Clematis sehr gut auf Schnittmaßnahmen reagieren: Verlängerung/Verzögerung der Blütezeit, Bekämpfung von Krankheiten/Schädlingen, Aufbau gesunder, verzweigter Pflanzen. Dazu gibt es zu einem späteren Zeitpunkt mehr Infos.